Gegenbilder der Immigration

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Phantom Fremdes Wien (2004) ist eine Werkgruppe - ein Buch, eine Fotoserie und ein Film, eine Auseinandersetzung mit verschiedenen Aspekten von Immigration. Das Projekt (ursprünglich mit dem Titel Fremdes Wien (1992)) war ein Buch und eine Reihe von Fotografien für eine Ausstellung. Motiviert wurde es von der öffentlichen Nichtsichtbarkeit der ImmigrantInnengemeinden in Wien. Es stimmt, sie waren in den Medien präsent, aber immer als ein Thema, von der österreichischen Mehrheitsbevölkerung als „Problem“ definiert und diskutiert, und beinahe immer in negativem Licht. Das heißt ganz einfach, dass die ImmigrantInnengemeinden sehr selten, wenn überhaupt für sich selbst sprechen konnten. Man sprach über sie. Das Projekt gab den abgebildeten Personen eine Plattform, das zu sagen, was sie sagen wollten und die Fotografien von vergrösserte Super 8 Filmkadern unternahmen den Versuch, klischeehafte Bilder von VertreterInnen einer Kultur in „traditioneller Tracht“ zu vermeiden.

 

Retrospektiv betrachtet ist die Arbeit nur ein teilweiser Erfolg und diese Erkenntnis führte zu Phantom Fremdes Wien. Die Tatsche, dass sich der Diskurs und der politische Kontext während der dazwischen liegenden 12 Jahre weiterentwickelt hatte, erforderte eine andere Strategie, sollte die Arbeit relevant bleiben. Das Ergebnis waren ein Film und ein weiteres Buch.

 

Es war offensichtlich geworden, dass der Akt des „Sichtbarmachens von Menschen“ eine eingebettete Machtstruktur hat - eine Gruppe kann die andere innerhalb eines bestimmten Systems sichtbar machen. Auch wenn das Vorgehen durch guten Willen motiviert ist, so führt es doch nicht zu einer gleichwertigen Ermächtigung (empowerment) der anderen Gruppe, denn sie tut dies nur unter den Bedingungen, die einem System inhärent sind, das im Allgemeinen auf eine Erhaltung des Status quo aus ist. Diese Konstellation weist auf wichtige Themen der Identität (national, ethnisch, linguistisch etc) hin, auf die ich in anderem Zusammenhang noch eingehen werde.

 

Trotzdem würde ich dafür plädieren, dass die Vorgehensweise, jemanden oder etwas sichtbar zu machen, wenn sie auch mit gewissen Makeln behaftet ist, auf praktischer Ebene innerhalb eines bestimmten Kontextes zumindest temporär noch Gültigkeit hat. Die Diskussion zwischen Ljubomir Bratic, Anna Kowalska, Lisl Ponger und Tim Sharp in dem Buch Phantom Fremdes Wien zeigt deutlich, dass es unterschiedliche Ansichten gibt und auch andere Probleme, die man ansprechen muss.