Was ist hier die Position der KünstlerIn? Welche Funktion hat sie und wie kann sie sie auf glaubhafte Weise erfüllen? Benutzt
Kunst, wie viele andere soziale Institutionen Migration, MigrantInnen und AsylwerberInnen nur als Rohmaterial für ästhetische Spekulationen
innerhalb des Systems? Kann Kunstproduktion herrschende Strukturen und Machtbeziehungen je wirklich in Frage stellen und wenn ja, unter welchen Bedingungen?
Der Film Phantom Fremdes Wien versucht eine Annäherung an diese dornige Konstellation, indem er radikaler in den Fluss der exotischen Bilder
eingreift, als es die (originale) Transformation von Super 8 Kadern zu großformatigen Fotografien je erlaubte. Den gesamten Film über bezieht
sich Ponger auf Texte aus ihrem Tagebuch, während des ursprünglichen Projektes 1991/1992 geschrieben, auf Überlegungen zu ihrem Standpunkt
innerhalb des aktuellen Diskurses, und auf Aspekte filmischer und informatorischen Strukturen. Sie macht Denkkategorien sichtbar zusammen mit den Menschen
und das strukturelle Vokabular von filmischer (und normaler) Realität, das in ihnen beheimatet ist. Gleichzeitig zerstört sie die kategorischen
Territorien, in die sie uns gerade geführt hat. Mehrfache Angriffe aus dem Hinterhalt. Die Situation rund um eine ugandische Theateraufführung
wird repräsentativ für den gesamten Film, Fragezeichen schweben vor unseren Augen:
„Was sehe ich eigentlich?
Ist es ein Missionar, der zwei Eingeborene zum christlichen Glauben bekehren möchte?
Gibt er ihnen einen Rosenkranz oder bezahlt er mit einer glänzenden Kette den Bau einer neuen Kirche?
Oder sind es spirituelle Würdenträger, die über ihre Glaubenssysteme debattieren und aus gegenseitiger Wertschätzung
Geschenke austauschen? |
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Oder sind es ugandische Studenten, die mit einem Freund aus der Entwicklungshilfe Theater
spielen?“, oder sind es, ungefragt, alle gleichzeitig?
In diesem Prozess steht nicht nur eine künstlerische Position zur Diskussion, sondern auch die Position der KünstlerIn. |