Die für Phantom Fremdes Wien so zentrale Idee von Kategorien und Stereotypen, steht auch im Zentrum eine Reihe von anderen
hier relevanten, damit zusammenhängenden Fragen; wie Vorurteile, Rassismus und kulturelle Kategorisierung. Xenographische Ansichten ist eine
Serie, die sich mit neuen Routen, der Re- Interpretation und Re-präsentation befasst. Das Wort „xenographisch“ stammt aus dem Griechischen: xenos bedeutet
fremd, Fremder, aber auch Gast, und graphos bedeutet Schreiben. In vielen Wörtern, in es vorkommt, bezeichnet es ein Instrument, das
aufzeichnet, protokolliert und porträtiert.
Auf den ersten Blick scheint es sich bei dieser Serie um formale ethnologische Porträts aus der Zeit Ende des 19. Jahrhunderts
zu handeln. |
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Cowboys und Indianer, eine Tibetanerin, eine Kurdin, Türkin und Kenianerin, umrahmt von reich dekorierten Passepartouts. Schwarzweiße Fotografien, getöntes Papier, die Bilder handkoloriert. Die Porträtierten blicken direkt in die Kamera
und auf die BetrachterInnen. Die Untertitel
weisen sie als Repräsentanten „ihrer“ Kultur aus: die Srilankin, die Inderin und so weiter. Aber irgend etwas stimmt einfach nicht. Der Schotte
sieht schottischer aus als die meisten Schotten, aber die Gualtemaltekin ist ganz bestimmt keine Maya, und die Frau, die ein scheinbar traditionelles
Massai-Kostüm trägt, ist weiß.
Die Xenographie wie die Ethnographie /Anthropologie bildet das Fremde ab, kann aber auch als Kritik dieser
Wissenschaften interpretiert werden. Sie beschäftigt sich nicht nur mit dem Blick auf eine andere Kultur, sondern es ist der Blick einer (unserer westlichen) Kultur auf eine andere. Aber
es gibt keinen neutralen Standpunkt für „objektive“ Beobachtung. So wie die Xenographie in einem Sinn „gefälscht“ ist, so „gefälscht“ sind
Anthropologie und Ethnologie (und die Klassifizierungssysteme von Menschen nach repräsentativen Typen) in ihrer kulturellen Konstruktion, die
immer noch wichtige praktische Auswirkungen hat wie wir Andere sehen.
Formal sind die Fotografien oberflächlich getarnt als ethnologische Porträts, leicht verstaubte Teile der nostalgischen Welt alter Reproduktionen.
Sie bilden einen Kontrast zu den Passepartouts, die mittels moderner Laserfarbkopien hergestellt wurden. Gleichzeitig wecken die Bilder aber auch Erinnerungen
an die bei den ViktorianerInnen so beliebten gepressten Blumen und Gräser, gerne als Teile von Fotoassemblagen im Familienalbum verwendet oder
als gerahmte Bilder an der Wand.
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