Recherche als künstlerische Strategie ist eine Möglichkeit an die Kunstproduktion heranzugehen, eine Position unter
vielen. In Anbetracht der historischen Klischees hinsichtlich der Inspirationsquellen von KünstlerInnen - die-irgendwo-aus-dem-Inneren-der-eigenen-Psyche-Annäherung
- mag das als paradoxer Standpunkt erscheinen, aber wenn eine KünstlerIn
etwas zu einem Diskurs beitragen will, der in der Gesellschaft stattfindet (oder stattfinden sollte), ist es vor allem notwendig einen Ort zu finden,
von dem aus das machbar ist. Um also Bilder zu produzieren, die für eine Debatte relevant sind oder um die entsprechenden Fragen zu stellen, die
gestellt werden müssen, braucht man Wissen. Wissen, das dann in Bilder verwandelt wird, weil wir letztendlich visuelle KünstlerInnen sind,
die mit Bildern arbeiten. Die Position, die wir einnehmen hat geographische, chronologische und kulturelle Koordinaten. Sie dienen sowohl als Parameter
wie sie auch Thema eines eigenen Diskurses sind. Die Haltung wird auch von Gender, Hautfarbe und politischen Überzeugungen beeinflusst.
Es soll hier allerdings nicht impliziert werden, dass durch das Lesen des Textes und das Betrachten der Bilder die künstlerischen Arbeiten selbst
zur Gänze erklärt werden. Wäre das der Fall, wären sie keine Kunstwerke, sondern Illustrationen eines Aspektes einer Theorie. Was
wir hier anbieten, ist ein gewisses Maß an „reverse engineering" und Kontextualisierung unserer Arbeit. |
|
Wir würden beide behaupten, dass das Folgende eine Annäherung in Texten und Bildern an das ist, was wir gelesen, gedacht oder
diskutiert haben, während wir bestimmte Arbeiten entwickelten. Diese Prozesse finden parallel statt. Sie sind verzahnt, beeinflussen einander ganz
offensichtlich, sind aber nicht aneinander
gekettet. Wenn man von einer bestimmten Position aus startet, scheint es oft so, dass die Welt selbst darauf besteht, uns von diesem (temporären)
Anfangspunkt aus mit allem anderen zu verbinden. Ein Spinnennetz von Zusammenhängen. Die tatsächliche kreative Arbeit findet normalerweise
zu Zeiten und an Orten statt, die nichts mit der Recherche und dem Lesen zu tun haben - wenn man eine Straße entlanggeht oder halbwach im Bett
liegt. Ideen tauchen ungefragt auf und wenn sie gut sind hat man das Gefühl sie wären schon immer da gewesen und hätten nur darauf gewartet,
entdeckt zu werden. Was hier also zugänglich gemacht wird ist eine Denkweise, sich an bestimmte thematische Territorien anzunähern. All das
sollte man im Gedächtnis behalten während man sich mit diesem Projekt beschäftigt, da ein großer Teil unserer Arbeit sich mit verborgenen
Definitionen, abgelenkter Aufmerksamkeit - und gelegentlich mit beabsichtigter Irreführung - befasst. |