Kunst und Recherche

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Die Verwendung von Recherche als künstlerische Strategie beinhaltet den kritischen Erwerb von Wissen in bestimmten Bereichen und seine künstlerische Transformation. Die Definition des Wissensgebietes, die Methoden zur Informationssammlung, die Arten der gesammelten Information und woher sie stammen, all das ist offen. Ebenso wie die Verbindungen, die man zwischen verschiedenen Informationsknoten herstellt. In der ersten Phase ist es der Prozess der Nachforschung selbst, der wichtig ist. Nach einer Weile der ständigen Vertiefung in die ausgewählten Materialien können sich interessante Probleme herauskristallisieren und möglicherweise bieten sich auch Methoden an, sie zu materialisieren. Bis zu diesem Punkt ähnelt der Prozess einer systematischen, wissenschaftlichen Nachforschung. Das soll allerdings nicht heißen, dass der Prozess (ob in der Wissenschaft oder der Kunst) linear ist. Er ist von Natur aus interaktiv.

 

Eines seiner interessanten Merkmale ist, wie unterschiedliche „Ebenen“ von Information sich in derselben Kategorie wiederfinden können - beispielsweise eine wissenschaftliche Studie zu Stereotypen mit einer Zündholzschachtel aus Schweden und koreanischen, aber im Senegal gekauften Post-Its. Das kann sogar noch wahlloser sein. Ein gefundenes Bild kann Assoziationen und Ideen auslösen, denen man nachgeht; das Lesen kann ein geistiges Bild hervorrufen, das neu definiert und überprüft werden muss und so weiter. Obwohl die Kette, die zu den endgültigen Bildern führt sich durchaus als rein assoziativ herausstellen kann, gibt es Referenzen auf unterschiedliche Ebenen, vom persönlichen über das sozio-historische bis zu aktuellen sozialen und politischen Debatten.

Während aber WissenschaftlerInnen verpflichtet sind, Ergebnisse zu liefern, die man einer besonderen Form der Logik und der Verifizierung unterziehen kann, haben KünstlerInnen größere Freiheit zu spekulieren und die Arbeit, die produziert wird, wird eher einen Prozess der Befragung als die Präsentation irgendeiner Antwort (in welchem theoretisch Ausmaß auch immer) repräsentieren. Die Formulierung der Frage ist (künstlerisch) wertvoller als es eine Antwort je sein könnte, weil das den BetrachterInnen den Raum lässt, sich darin zu bewegen und die Arbeit von ihrem eigenen Standpunkt aus zu befragen.