Schließlich
ist über das ganze ein essayistischer Off-Kommentar gelegt, der Autobiografisches, insbesondere Reiseerinnerungen des Ich-Erzählers und seines
Vaters, mit kurzen Aperçus über berühmte Orientreisende (Marco Polo, Ibn Battuta) und Nomadentum anreichert. Das Prinzip der ineinander
verschränkten Narrative lässt erkennen - und dies gilt für Traveller’s Tales insgesamt - welch’ komplexe Raster im Abbildprozess fremder,
nomadischer Realität immer schon am Werk sind.“
Betrachtet man die drei oben beschriebenen Stücke bewegter Bilder, so haben sie eines gemeinsam nämlich eine Tonspur, die
sich mit den Themen Migration/Nomadismus in
Verbindung mit Bildern auseinandersetzt, von westlichen TouristInnen und DokumentarfilmerInnen gefilmt. An diesem Punkt ist es wichtig zu wiederholen,
dass alle diese Arbeiten sich mit Bildern und Assoziationen von geographischer Bewegung in allen ihren Formen auseinandersetzen. |
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Nicht direkt mit Statistiken oder sozio-politischen Situationen, sondern mit der medialen Präsentation von MigrantInnen durch stereotype
und klischeehafte Bilder, mit den gesellschaftlichen Strukuren, die ihnen wiederum durch die Bilder zugewiesen werden. Diese Vorstellungen haben eine
so starke Präsenz, dass sie als eine Art Screen fungieren, die die Realitäten von MigrantInnen als Menschen und die Konsequenzen und Probleme
der Migration und der sozialen Anpassung verschleiern. Gleichzeitig ermöglichen sie sozio-politische Manipulation indem sie Dichotomien fördern
und damit Gegenkategorien von Bilder konstruieren. Die „aufdringliche MigrantIn“ hat eine Entsprechung in der „standhaften PatriotIn“, und die „SozialschmarotzerIn“ in
der „hart arbeitenden BürgerIn“. Es ist das alte „wir-und-sie-Spiel“, in dem die Kategorien (und Bilder) variabel sind, abhängig davon, wer
zu einem bestimmten Zeitpunkt die SpielerInnen sind.
In Großbritannien waren es lange die BritInnen gegen den Rest der Welt, was je nach Notwendigkeit auch in die EngländerInnen
gegen die SchottInnen, WaliserInnen oder IrInnen verwandelt werden konnte. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren es dann sehr bald die (weißen) BritInnen
gegen die (schwarzen) ImmigrantInnen. In Österreich ist die Struktur ähnlich und wird oft auf dieselbe Weise instrumentalisiert. Österreich
gegen den Rest der Welt, reduziert auf die deutschsprachige Bevölkerung gegen die SlowakInnen, SlowenInnen, KroatInnen etc. Wo auch immer man dieses
Spiel spielt, die Spielregeln sind dieselben. Und die die sie bestimmen interessieren sich meist nur für Macht statt sachlicher Diskussion. |