Die Unterströmungen des Tourismus

EXIT

 

Die Filme Passagen (1996) und déjà vu (1999) thematisieren touristische Bilder. Sie sind Found Footage, Amateurfilmmaterial, aufgenommen während verschiedenster Reisen. Urspünglich also war dieses Material dazu bestimmt, im engen Familien- und Freundeskreis gezeigt zu werden, wo es viele Funktionen eines Familienalbums erfüllte. Ponger aber verwendet diese Sequenzen, um eine andere Geschichte zu erzählen, die desto düsterer erscheint, je mehr sie mit der brillianten Farbigkeit und der Exotik der Bilder kontrastiert.

 

Die Kombination aus diesen Erzählungen, die fast wie Reiseberichte wirken, und aus den Familienfilmen von Reisen, die zum Vergnügen und aus purer Abenteuerlust unternommen wurden, verwandelt das Private in etwas Öffentliches und führt dies wieder zurück in den Bereich des Familiären. Dies erzeugt einen gewissen klaustrophobischen Horror. Aber es gibt keinen Ausweg. Während in den Bildern exotische Orte vorbeiziehen, belastet der Ton deren Bedeutung und wirft einen Schatten auf sie. In diesem Moment erstarrt das sinnliche Vergnügen. In dem Augenblick in dem man Erleichterung verspürt für all jene, denen es gelang zu entkommen, erinnert man sich an die, die es nicht mehr schafften zu fliehen.

Gleichzeitig erkennt man auch, dass mit diesen Geschichten noch mehr Erzählungen verwoben sind, Geschichten über die Flucht aus Gefangenschaft und Folter, auf dem Rückweg nach Wien, diesmal erzählt von ImmigrantInnen, die Sicherheit im Westen suchten und besonders in Wien.

 

Schon von den ersten Bildern an, sobald die Bilder von déjà vu beginnen, über die Leinwand zu ziehen, sind die ZuschauerInnen verführt. Sie geraten in den Sog der fremdartigen, zugleich sonderbar vertrauten Aufnahmen. Diese Bilder sind Dokumentaraufnahmen von Menschen und Orten, aber auch Zeugnisse unserer Sehnsucht nach fernen Ländern, nach glanzvollen Ereignissen, nach den von tausend und einem Stern übersäten tropischen Nächten, die keine Kamera einzufangen vermag. Die Szenen reihen sich auf einem roten Faden wie Glasperlen, mit denen man früher Handel trieb. Was visuell geschieht, geschieht allerdings zu rasch, um uns viel Kontrolle über das Geschehen, eine Analyse oder Diskussion zu gestatten.

 

In Passagen beginnt die Normalität der Reiseerinnerungen langsam eine andere Dimension anzunehmen, sobald wir uns auf den Filmton konzentrieren. Die Berichte beginnen in Wien. Beschrieben werden individuelle Geschichten über erzwungene jüdische Emigration aus Österreich, von Flüchtlingen, die versuchen, dem Terror der Nazis zu entkommen.