Wendet man sich wieder dem besonderen Fall des Tourismus zu, zeigt sich sofort, dass es sich dabei sowohl um eine spezielle Form des
Reisens als auch um eine spezielle Form von Bildgebrauch handelt. Der Tourismus manipuliert Metaphern und Bilder, unabhängig davon, ob es sich dabei
um Beschreibungen von Refugien in der Ägäis handelt, um ein hawaianisches
Paradies, die einfache Hütte eines Kleinbauern am Ufer eines romantischen schottischen
Sees oder um unbezwingbare Bergansichten (die existieren, um bezwungen zu werden, und eine spirituelle
Resonanz haben).
Normalerweise sind das Aspekte einer ihrem ursprünglichen Kontext entfremdeten Kultur, Gegend und Geschichte, die Bild(welt) von
Träumen. Solche Träume
sind selbst sozial vermittelte Geographien und Chronologien. Sie sind kulturelle Geisteshaltungen. „Ein Ort auf einer Landkarte“, schreibt Adrienne
Rich, „ist auch ein Ort in der Geschichte.“ Es stellt sich natürlich die Frage, wessen Geschichte? Es scheint, dass wir in unserem Drang,
Bilder zu besitzen, oft dazu verführt werden, Lokalkolorit und Bräuche rein vom Standpunkt der KonsumentIn auszuwählen, so als wären
sie ein neues Kleid oder Auto. |
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Viele westliche Shangri-Las befinden
sich in der südlichen Hemisphäre und ob sie tropische oder relativ unzugänglich pittoreske Bergregionen sind, sie sind „einfachere“ Länder
mit weniger „Zivilisation“ - aber häufig nicht weniger Komfort. Sie besitzen oft eine größere soziale Ordnung und ausgeprägtere
gesellschaftliche Schichten und sind stärker in Traditionen verwurzelt. Manchmal enthalten sie viele reaktionäre Elemente - eine Sehnsucht
nach der Vergangenheit, nach einem aufgeklärten goldenen Zeitalter, das vergangen ist, tatsächlich aber nie existierte.
Solche Aspekte finden sich beispielsweise in Gauguins Erkundungen der Südsee: „... Tahiti war 1890 tatsächlich ein
Ort, der beinahe gänzlich mit seiner alten Religion gebrochen hatte und Gaugins Informationsquelle waren nicht die TahitianerInnen, sondern Berichte,
die ein Jahrhundert zuvor von europäischen Reisenden veröffentlicht worden waren. Die Geschichten, die Gaugin in Noa Noa wieder erzählte,
entstammten, wie der Kunsthistoriker Nicholas Wadley aufzeigt, wortwörtlich einem Buch,
das 1837 in Paris veröffentlicht wurde.“ |