Coasting

EXIT

 

Jonathan Raban beschreibt in Coasting zwar mehr als nur eine einfache Hütte, aber es passt dennoch in das Gesamtbild:

 

„... da war, in undeutlichen grauen Umrissen zwischen den Pinien, ein riesiger, spät erbauter schottischer Herrensitz, mit doppelflügeligen Fenstern, dicht gedrängten Schornsteinaufsätzen und Efeu. Nirgends waren Hinweisschilder zu sehen und es gab keinen Parkplatz; allerdings gab es etwas, das wie der irische Wolfshund des Gutsherren klang, und ich betete, dass der Hund angekettet sei.

 

Mein Fehler war sofort ersichtlich, als ich in die Vorhall hinter der Tür kam. Sie war völlig überfüllt mit dem üblichen Krempel ländlicher Vergnügungen - Schießstöcke, Regenschirme, Gummistiefel, Gartenkörbe, Krocketschläger, Garnknäueln, einem zerkauten Tennisball, Patronentaschen und an Haken hängenden rostigen Schlittschuhen. Durch die innere Tür konnte ich eine Menge Menschen in Kilts und Abendgarderobe sehen, die Sherrygläser in der Hand hielten und sich quer durch die Halle anbellten.

 

Ich entschuldigte mich gerade bei einem Paar grüner Gummistiefel und war dabei mich unauffällig zurück zu ziehen, als sich die innere Tür öffnete und eine Frau in einem Ballkleid sagte: ‚Nun! Wie nett, dass sie kommen konnten!‘

‚Es tut mir sehr leid - ich dachte sie wären das Hotel.‘

‚Treten sie doch ein. Sie kommen gerade rechtzeitig ...‘

‚Ich bin nicht passend gekleidet - ‘

‚Oh - das ist völlig in Ordnung!‘

Es dauerte eine Weile, bis ich registrierte, dass nicht nur die Stimme der Frau amerikanisch war, sondern auch alle anderen Stimmen der lauten und herzlichen Leute im Kilt.

 

‚Das ist also doch das Hotel?‘

‚Nun, wir sehen uns lieber als ein Zuhause.‘

Aus dem Nichts tauchte ein Glas Sherry auf.

‚Das ist mein Mann - es tut mir leid, aber ich habe ihren Namen nicht verstanden.‘

Ich wurde durch die Halle gewirbelt und allen vorgestellt - MacPhersons und McFarlanes und Mackintoshes und Campells und Hendersons und McPhees und Kitzingers und Swansons.

 

 

Ich war tatsächlich uneingeladen auf eine authentische schottische Landhausparty gekommen, aber es war eine Hausparty mit Gästen, die durch die Werbeanzeigen im New Yorker diskret ausgewählt worden waren. Es war nur auf die nettest mögliche Art unauthentisch. Das Abendessen war eine unvergleichliche Verbesserung der Wirklichkeit ...

 

 

‚Wissen Sie, dass unsere Gastgeber Mormonen sind?‘, sagte mein Nachbar.‚Aus dem Staat New York.‘

 

Ich hätte es wissen sollen. Eine so makellose Mise-en-scene konnte nur von einer KünstlerIn in heiterer Loslösung von der Welt ihrer Kunstgriffe arrangiert worden sein. Kein echter schottischer Adeliger auf der Suche nach einer neuen Möglichkeit, für sein undichtes Dach und seine zusammengebrochenen Zäune zu bezahlen, hätte einen solchen theatralischen Coup zuwege bringen können: um dieses sowohl glaubwürdige wie auch romantisch verbrämte Ereignis zu kreieren, brauchte es die kontrollierte und entfremdete Vision zweier totaler Abstinenzler aus einer völlig anderen Kultur.