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If I was Emil Nolde today ist eine Werkgruppe, die das Medium wechselt - während Nolde mit Zeichnungen und Malerei (Öl und Aquarell) arbeitet, den klassischen Medien der bildenden Kunst, nähert sich Ponger ihrer Befragung des Materials mittels der Fotografie. In The Mask has been Danced I wählt sie Noldes Ölbild Der Missionar (1912) als Vorlage. In The Mask has been danced II nähert sie sich Noldes Maskenstillleben (1911), und auch dessen formale Struktur, indem sie Faschings- und Eishockeymasken aus der westlichen Populär- und Sportkultur verwendet. Während Nolde eine Kombination von Faschingssmasken und nicht westlichen Objekten (eine Figur vom Bug eines Kanus und die Trophäe eines Kopfjägers aus Brasilien) wegen ihrer emotionalen Kraft und außerhalb deren Kontext verwendet, zeigt Pongers Auswahl gewisse Stereotype der westlichen Kultur - den Kannibalen mit einem Knochen durch die Nase, den Indianer mit Kriegsbemalung und den hinterlistigen Asiaten. Im Hintergrund, auf dem Kopf stehend ist etwas, das wie die Karikatur einer Totemsfigur aussieht, und ein letztes, unpassendes Objekt (die Eishockey Maske), das nicht den etablierten Kategorien der anderen vier Masken im Bild entspricht. Es gleicht Noldes Verwendung eines nicht-westlichen Objektes, aber im Gegensatz zu Nolde ist es nicht „fremd“, denn es hat eine Schutzfunktion und ist daher ein „authentisches“ Artefakt, gestrandet unter Schimären.

 

Die Arbeiten kontrastieren auch darin, daß Nolde sich Objekte für europäische malerische Belange aneignet, während Ponger diese Aneignung formal kopiert, aber die ihr zugrunde liegenden sozialen und kulturellen Annahmen untersucht. Und da ist noch eine andere Foto in der Serie zu diesem Thema, ein einzelner Kader eines touristischen Amateurfilmes von Papua Neuguinea, der Found Footage ist und so seine „Authentizität“ auf andere Weise präsentiert. Sie zeigt eine verschwommene Aufnahme von Eingeborenen, der ihr Kanu den Fluss entlang staken. Liest man sie gemeinsam mit den anderen Arbeiten, so ist diese Fotografie das Äquivalent von Noldes Aquarellen, die er auf seinen Reisen in die Südsee gemacht hat, auch ein Touristensouvenir wie die Schnitzereien, Masken und andere Objekte, die Nolde gekauft und von dort mitgebracht hat. Sogar damals gab es lebhaften Handel mit „Touristenkunst“.