Anthropologie und Ethnologie

EXIT

 

The Strange Mission ist hier relevant, auch wenn sich seine Resonanz nicht sofort offenbart und in dieser Hinsicht wird es seinem Namen gerecht. Ein kleines Mädchen, beherrscht von einer großen Wand, hält in ihren Händen eine Silberkugel. Sie trägt ein T-Shirt, das wohl allgegenwärtigste Exportgut westlicher Kultur: die Beatles in Bogota, die University of Minnesota in Manila, Rambo in Ruanda. Seltsame und oft fast surreal anmutende Botschaften auf Rücken und Brust überall auf der Welt, und das zusammen mit einer Anspielung auf Wohltätigkeitsorganisationen, abgelegte Kleider und andere milden Gaben; „dead obroni“, wie sie in Ghana sagen, „tote weiße Menschen“.

Was ist diese Silberkugel? Ist es ein Requisit aus Star Trek? Ein afrikanischer Fetisch? Nein, es handelt es sich hier um ein westliches Kultobjekt. In Gespräch mit Ponger, stellt sich heraus, dass wir eine der Erfahrungen, die dieses Foto motivierte, teilen. Während des Gesprächs kehrten wir beide in Gedanken in die Klassenzimmer unserer Kindheit zurück, sie nach Österreich, ich nach Schottland, um schlussendlich in Afrika zu landen: sie in einem Dschungelszenario, und ich in der Savanne. Ich muss ungefähr im gleichen Alter wie das Mädchen in The Strange Mission gewesen sein, als der Lehrer uns aufforderte, Silberpapier zu sammeln: aus Zigarettenschachteln und Milchflaschenverschlüssen, für die Kinder in Afrika.

 

Im Laufe der folgenden Monate mussten Eltern und rauchende Gäste sich alle dem Ritual unterziehen die papierene Unterseite des Silberpapiers zuerst abzubrennen, um es dann zu einer Kugel zu rollen. In Wien waren auch SchokoladeesserInnen willkommen. In Aberdeen wurden Milchflaschenverschlüsse aufgefädelt. Bevor wir herausfanden, dass Silberpapier Aluminium mit einem relativ hohen Recyclingwert ist, hatten wir beide eine Vision von afrikanischen Kindern, die in der sonnenverbrannten Savanne oder im tiefen Dschungel mit Silberbällen spielten. Zusätzlich trugen meine Kinder Silberhalsketten, obwohl meine Freude an der Vorstellung durch eine Abneigung gegen den Geruch alter Milch geschmälert wurde.

 

Geschlossene Augen, unser Blick bleibt unerwidert. Unwillkürlich erinnert uns dies an die Reaktion von Kindern, die unschuldig ihre Augen bedecken und sich deshalb für unsichtbar halten. Die (vorübergehend) ungewollte Welt verschwindet, und die Integrität der eigenen und in der Kindheit magischen Welt bleibt gewahrt. Wird uns diese magische Welt vorenthalten und müssen wir nur mit den physischen Überresten unserer kulturellen Vergangenheit leben ?

 

Auch scheinen hier Gottes Armeen auf Söldnertruppen (Soldiers of Fortune) zu treffen, auf exotische Fantasien über die Fremdenlegion oder vielleicht auf deren moderne Avatare, den Söldnern der Privatarmeen, die nicht mehr ‚the dogs of war‘ sind, sondern Privatarmeen, als profitable Unternehmen organisiert und damit beauftragt Gold, Silber, Diamanten und andere Rohstoffe, vor allen möglichen politischen Instabilitäten zu schützen. Da sie sich nicht länger mit dem Erobern von Territorien und dem Hissen von Nationalflaggen befassen, sind diese gut ausgebildeten Gruppen vor allem damit beschäftigt, Schutzinseln für Profite zu schaffen.