Anthropologie und Ethnologie

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EthnologInnen mögen zwar das Dokumentieren der Strukturen und Charakteristika solcher von der Zerstörung (durch westlichen kolonialen Kontakt) bedrohter Kulturen als ihr Ziel formuliert haben, eine Rettungsoperation an einer sterbenden Kultur also, doch sie halfen dadurch mit diesen Tod oder zumindest massive Veränderungen herbeizuführen.

 

 

Während sich die eine oder andere Kolonialmacht eines Gebietes bemächtigte, wurde es gleichzeitig „ethnologisiert“ und von MissionarInnen infiltriert. Manchmal trafen sich alle diese Aspekte in einer Person. Viscomte Charles de Foucauld (1856 - 1916) war ausgebildeter Soldat und wurde Mönch und Missionar bei den Tuareg in Nordafrika.

 

Während er damit beschäftigt war, ein Wörterbuch für Tamasheq (der Sprache der Tuareg) zu schreiben und versuchte, sie zum Christentum zu bekehren, war er auch bei der Herstellung von Armeelandkarten aktiv und nahm 1912 an der Vermessung für den Eisenbahnbau quer durch die Sahara teil. Er war sich des Zusammenhangs durchaus bewusst: „Die Eisenbahn ist ein mächtiges Hilfsmittel, um das Christentum zu verbreiten und die Zivilisation hilft der Christianisierung. Wilde können keine ChristInnen sein. Auch der militärische Nutzen einer schnellen Truppenbeförderung durch die Bahn war er ihm bewusst. Dass eine einzelne Person so viele verschiedene Rollen verkörpern kann ist weniger erstaunlich, als es auf den ersten Blick scheint. Unterdrückung und Inbesitznahme können neben kultureller Wertschätzung und sogar offener Bewunderung stehen.