Anthropologie und Ethnologie

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Mechanismen der Konstruktion von kulturellen Vorurteilen als objektive wissenschaftliche Beobachtungen, geben wichtige historische Einblicke, die direkte Relevanz für einen großen Teil von Pongers Arbeit haben. Innerhalb der Werkgruppe Made for Europe beschäftigt sie sich mit vielen Aspekten des Kolonialismus, der Anthropologie und Ethnologie.



 

Die Anthropologie und bis vor relativ kurzer Zeit auch die Ethnologie gaben vor, den Menschen und seine Kulturen von einem „objektiven“ Standpunkt aus zu studieren. Heute müssen wir akzeptieren, dass es diesen Standpunkt nicht gibt, weil jedes Kriterium, das wir entwickeln notwendigerweise dem kulturellen System entstammt, das es entwickelt. Einfach gesagt, jede Aussage über eine andere Kultur, die Werturteile beinhaltet (und das tun fast alle) beinhaltet automatisch unsere (westliche) Kultur. Wenn man solche Aussagen macht, kann man ebenso viel über unsere Kultur lernen, wie über die untersuchte. Wie eine Frage gestellt wird und wonach sie fragt verwickelt die antwortende Person in das Wertesystem des Fragenden.

 

Außerdem impliziert schon die Tatsache, dass man sich anmasst Studien dieser Art zu unternehmen, eine gewisse Art der Beziehung zwischen den Untersuchenden und den Untersuchten - den Subjekten und Objekten. Schon die einfache Präsenz der EthnologIn in einem Dorf irgendwo in Afrika oder Asien hat Implikationen, die Machtstrukturen erhellen. Ihre physische Sicherheit wurde meist durch die Existenz einer Kolonialarmee garantiert - oder zumindest ermöglicht.

 

 

 

 

 

Clifford fasst die Situation zusammen: „Überall auf der Welt lernten ‚Eingeborene‘ auf die harte Tour, keine Weißen zu töten. Zu hoch wären die Kosten, oftmals eine Strafexpedition gegen das ganze Volk, gewesen. Die meisten Anthropologen, das gilt vor allem für Malinowskis Zeit, kamen an den ‚Ort ihrer Feldforschung‘, nachdem eine Version dieser blutigen Geschichte abgeschlossen war. Gewiss, einige wagemutige Forscher arbeiteten in nicht befriedeten Gebieten, und wurden dabei zu einem Teil des Kontakt - und Befriedungsprozeß.“