Die Unterströmungen des Tourismus

EXIT

 

Es lohnt sich auf die physische Umgebung, in der man den Film sieht, hinzuweisen, sowie auf das Verhältnis zwischen dieser Umgebung und dem, was auf der Leinwand geschieht und durch die Lautsprecher kommt. Wir sind (willentlich) Gefangene der flimmernden Bilder, der Ton aber macht uns zu Subjekten des Kolonialismus. Fest in seinen Sitz gebannt, entkommt man weder dem Bedürfnis, verstehen zu wollen, noch der Unwahrscheinlichkeit, elf Sprachen zu beherrschen. Diese Hilflosigkeit, das im besten Falle bruchstückhafte Verstehen, bildet, gepaart mit möglichem Ärger und Frustration, den emotionalen Kontrapunkt zum verführerischen Reiz der Bilder, und spiegelt im Kleinen die Gefühle von Verwirrung und Machtlosigkeit, die das tägliche Brot der Kolonialisierten sind.

 

 

Insofern déja vu sich weigert Untertitel zu verwenden und dadurch den Zwang, alles sofort und vollständig zu erfassen, nicht befriedigt, kreuzt der Film in tückischen Gewässern, läuft aber trotzdem nie auf dogmatischen Grund. „Jede Fokussierung erzeugt Ausschlüsse. Es gibt keine politische Methodologie der interkulturellen Interpretation, die unschuldig ist.“ Der von den Bildern erzeugten Strömung kann man nicht entrinnen, ebenso wenig wie den Bildern selbst, doch täuscht der Film weder Unschuld vor noch lässt er sich einordnen. In ein und derselben Bewegung negiert und bestätigt er narrative, experimentelle und dokumentarische Kategorien. Sein Gravitationszentrum ist ein Thema - die Art, in der wir das Sichtbare strukturieren, und zwar als Wissen über andere Kulturen. Er führt umgekehrt aber auch vor, wie diese Strukturen bestimmen was wir sehen.

 

 

Der Ton erfordert ein Höchstmaß an Konzentration und wiederholtes Drücken auf den geistigen Rückspulknopf. Rein für sich betrachtet, würden die Bilder nur eine differenzierte Montage aus Amateurfilmaufnahmen ergeben.