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Diese Entsprechungen
treten so häufig auf, dass ihre Bedeutung außer Frage steht. Mit Blick auf den übrigen Ton dienen sie als Rettungsringe, die man zum
eigenen Schaden ignoriert, weil auf der zweiten Ebene starke Unterströmungen herrschen. Wirkliche Menschen erzählen in einer Vielzahl von Sprachen
wahre Geschichten und, um mit Bob Dylan zu sprechen: „Irgendetwas passiert, aber du weißt nicht was es ist.“ Es scheint, als habe sich ein Teil
der Töne einseitig für unabhängig erklärt. Was aber nicht stimmt, die Töne bilden vielmehr einen Vorhang, der an vielen Punkten
auf dem Leinwandgeschehen zu liegen kommt.
So werden denn in déja vu elf einheimische Sprachen gesprochen. Jede reflektiert eine bestimmte Denkweise und die kulturellen
Annahmen ihrer SprecherInnen. Historisch gesehen stellen einige dieser Sprachen (Englisch, Französisch, Deutsch, Portugiesisch) wichtige Exportgüter
dar, die voll missionarischem Eifer der Machtausübung, der Steigerung wirtschaftlicher Effizienz und der Behauptung kultureller Überlegenheit
das Wort redeten. Auch in der heutigen postkolonialen Ära sind uns die Hierarchien, welche die Sprache etabliert, erst halb zu Bewusstsein gekommen.
Sprache ist nicht einfach nur ein Mittel der Kommunikation, sie ist auch imstande, kulturelle Flüchtlinge zu produzieren - Menschen, die zwar in „ihrem“ Land
leben, deren Muttersprache aber herabgewürdigt oder aktiv unterdrückt wird. Dafür gibt es zahllose Beispiele, das bekannteste waren bis
vor kurzem die KurdInnen. Als Folge dieser Abwertung wird ein ganzes Volk ins linguistische Niemandsland verbannt, wo es nicht mehr in der Lage ist,
seinen Widerstand zu artikulieren, was wiederum als Zeichen der Überlegenheit der Kolonialmacht gedeutet wird. Erzwungenes Schweigen lässt
sich bequem mit Zustimmung oder gar Dummheit gleichsetzen. |
„Große Schiffe“ kreuzen diese Gewässer nun schon mehrere hundert Jahre, sie trugen
Columbus, Cortez und Cook, sie trugen aber auch stets das Wort der Missionare und häufig genug Gewehre zur Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln.
Ist es Zufall, dass der Schatten des Schiffes auf dem Wasser an die Burgzinnen erinnert, die wir als Kinder zeichnen? Die zweite Einstellungsfolge zeigt
Dockanlagen und afrikanische Hafenarbeiter beim Verladen von Bananen (harte Arbeit, wenn man sie denn bekommt). Von der Tonspur erklingt dazu ein Arbeitslied,
aufgenommen in einem amerikanischen Gefängnis. Es handelt sich, nicht weiter überraschend, um ein afroamerikanisches Lied.
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