Diese Hilflosigkeit, das im besten Falle bruchstückhafte Verstehen, bildet, gepaart mit möglichem Ärger und Frustration,
den emotionalen Kontrapunkt zum verführerischen Reiz der Bilder, und spiegelt im Kleinen die Gefühle von Verwirrung und Machtlosigkeit, die
das tägliche Brot der Kolonialisierten sind.
Jetzt wollen wir aber in der Geschichte weitergehen.
Eine Geschichte aus Tausend und einer Nacht. Danach befindet man sich inmitten eines von Mahmoud Lamine gesprochenen Textes
in tunesischem Arabisch, bei dem es sich um eine der berühmten Erzählungen aus Tausend und einer Nacht handeln könnte oder auch
um die Überleitung zu etwas ganz anderem. |
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Dieser Text steht nicht nur am Anfang von déjà vu, sondern dient auch als Bindeglied zu jener Reise, die in Pongers Passagen (1996)
ihren Ausgang nahm. Nur ist das Reiseziel ein anderes. Als englischsprachiger Zuschauer bekomme ich ohnehin meine Königsgeschichte erzählt,
von Renée Gadsden. Sie beschreibt ihre Begegnung im afrikanischen Dschungel. Der König wird von seinem bewährten Ratgeber begleitet,
einem „uralten, verhuzelten Mann“, und den Hofleuten.
Die Prinzen werden vorgestellt. Er sitzt auf einem hölzernen Stuhl, von dem der Lack abblättert, vor der Sonne geschützt
durch einen zerfetzten Schirm. Man ist versucht, über dieses Bild zu schmunzeln, doch das Lächeln erstirbt in dem Moment, wo uns klar wird,
dass wir nicht mehr erfassen als die äußerlichen und materiellen Aspekte einer „sehr bewegenden Zeremonie in einer Sprache, die wir nicht
verstehen konnten“.
Rein praktisch gesehen würden Untertitel das Verständnis des Gesagten natürlich erleichtern. Doch abgesehen davon, dass
sie sich in die Bilder einmischen, würden sie den Sinn der Szene völlig negieren. Sie würden eine direkte Erfahrung in eine Erklärung übersetzen
und dadurch jede Reflexion über die Funktion und Bedeutung von Sprache innerhalb dieses Filmes unterbinden.
Man kann, wenn man genau zuhört, aber auf Geschichten oder Satzfragmente stoßen, die sich verstehen lassen. Im Verlauf einer
von Pemba Doma Sherpa erzählten Geschichte - auf nepalesisch erzählt, nicht in Sherpa, das auf den Schulen nicht gelehrt wird und das, wie
Pemba sagt, auch ein präsentes Gegenüber verlangt - vernimmt man ganz deutlich das Englische „Morning tea ready, sir“ (Sir, der Morgentee ist
fertig). Man kann davon ausgehen, dass dieser Satz den eigentlichen, für den Film relevanten Kern ausmacht. Tatsächlich handelt es sich um
eine Art Umkehrung. Wir EuropäerInnen erfassen zwar die Höflichkeit des Dieners, nicht aber den sozialen Kontext (wie üblich), denn wir
hier aber gerade verstehen möchten. Wir kapieren es nicht, und genau das macht den Unterschied aus. |