Es handelt sich hier nicht nur um den Kontrast zwischen europäischen Frauen in ausladenden Röcken am Strand eines nördlichen Ferienortes,
und des Deplatzierseins eines halbnackten weiblichen Torsos zu einer Zeit als man es als gute Manieren betrachtete, die allzu üppigen Tischbeine
zu bedecken, und dem historischen Vergleich, dass sie heutzutage nicht einmal eine kleine Missbilligung auf den Stränden im Großteil Europas
auslösen würde; es geht nicht nur darum zu zeigen, wie Frauen aus kolonisierten Ländern für den privaten - und auf Postkarten sogar öffentlichen - prüfenden
Blick vor allem der vor allem männlichen Kolonisatoren verfügbar gemacht wurden, sondern auch um die Prämisse weißer männlicher
Macht, die Identität als durchlässige und verhandelbare Konstruktion, behandelt.
Die Texte für die Arbeit stammen aus SCRAM, einem Buch (heute vergriffen und seit 9/11 rührend naiv, wenn man bedenkt, was
im „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“ passiert) über die relative Leichtigkeit eine Identität aufzugeben und eine andere
anzunehmen. Sie unterstreichen den Punkt, daß Identität eine Wahl ist: „... vielleicht hast du nur wenige hilfsbereite Familienmitglieder,
keine loyalen FreundInnen, keine beachtliche Karriere, die man auch nicht anderswo haben könnte. Vielleicht hast du ein Verlangen Detroit Richtung
Westen zu verlassen, geheime Wünsche immer weiter nach Westen zu gehen, in Lahaina auf Maui in einer Bar zu arbeiten und auch nichts dagegen, Lahaina
per Mitfahrgelegenheit auf einer Yacht zu verlassen, um auf
einer Südseeinsel vorbeizuschauen.“; eingeschränkt nur durch Armut. |
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„Begrenzte finanzielle Ressourcen sind wahrscheinlich das größte Hindernis für einen Umzug in ein fremdes Land.
Mit wirklich viel Geld, könntest du dir vielleicht einen sehr angenehmen und zivilisierten Aufenthalt in Südfrankreich leisten - so wie viele
der abgesetzten Staatsführer, die heute dort leben. Mit weniger Ressourcen bleiben in Europa als einzige, billige nur nicht-sowjetische Länder
wie Irland, Portugal und Griechenland übrig. Noch eine Klasse billiger sind die aufstrebenden osteuropäischen Länder, aber du würdest
ohne Zweifel einen niedrigeren Lebensstandard vorfinden und beinahe keine Chance auf Arbeit. Noch billiger sind die einigermaßen unstabilen „Dritte
Welt“-Nationen Asiens, Afrikas und Südamerikas.“
Dieselben Machtflüsse, die annehmen, daß (weiße, männliche) Identität eine verhandelbare Ware
ist, sind dieselben, die sich den Austausch eines Stücks Territoriums (Helgoland) für „Anteile“ an anderen (Sansibar und Kontinentalafrika)
vorstellen können und den Wechsel der nationalen Identität eines weiteren (Norderney) vollziehen. Und es war diese Prämisse der Macht,
die es ermöglichte,
mit „Wild West“ Shows in London, „Ashanti“-Dörfern in Berlin und Wien, „Pygmäen“-Ausstellungen in Paris
und dem Englischen Parlament, Geschäfte
zu machen. |