Das macht ethnische Zugehörigkeit zu einer Kategorie, die sich weigert zu verschwinden, weil man von zwei Seiten auf ihr besteht - von
der psychologischen mit der automatischen Aktivierung von rassistischen Stereotypen und von der strukturellen in der eine atavistische Definition der
Nation eingebettet ist. Letztere basiert auf einer Einheit, die aus einer im Nachhinein re-konstruktierten Geschichte von jeweils wahrgenommenen
politischen Bedürfnissen besteht; in anderen Worten in der Erschaffung von nationalen Mythen auf Basis von ethnischer Zugehörigkeit. Das heutige Österreich
besteht darauf, dass das Land kulturell (und linguistisch) immer deutsch war. Das war nie der Fall. Die Völker des österreichisch-ungarischen
Reiches sprachen viele Sprachen - Deutsch, Tschechisch, Ungarisch, Slowenisch, Serbokroatisch und so weiter. Die Situation war kolonial. Die herrschende
Klasse schrieb für offizielle Angelegenheiten und die Erziehung ihre Sprache und Grammatik vor und privilegierte damit eine bestimmte Gruppe
und Kultur gegenüber anderen, so wie auch die Holländer auf Java, die Engländer in Indien und die Franzosen im Senegal. |
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Der Streit um die zweisprachigen Ortstafeln - Slowenisch und Deutsch - in Kärntner Dörfern und Städten dreht sich also
auch um das Aufdrägen einer Definition von Identität im Gegensatz zu einer anderen. Um einen weiteren, ähnlichen Aspekt mit einer Anekdote
zu illustrieren - eine Bekannte, eine Afro-Österreicherin, die hier geboren
ist und immer hier gelebt hat wird oft gefragt: „Woher kommst du?“. „Wien“, antwortet sie. „Und wann gehst du zurück?“
Dissonanzen, Ambivalenzen und Rätsel tauchen also dann am stärksten auf, wenn die fragliche Kategorie mit ethnischer Zugehörigkeit
zu tun hat. In Verbindung mit Gender erlaubt uns diese Kombination eine Reflexion über die inhärenten Vorstellungen von jenen, die ein Interesse
an der Aufrechterhaltung des Status quo haben. Das ist der Kernpunkt meines Anliegens im The SCRAM/I.D. Entities - Projekt. |