I.D. Entities / SCRAM

EXIT

 

Die SCRAM/I.D. Entities - Serie befasst sich mit den Implikationen von multiplen Identitätsebenen. Wenn wir an Identität denken, denken wir an etwas Feststehendes. Wir könnten sie uns aber auch als eine Struktur in Form einer Zielscheibe vorstellen oder, um ein mobileres Bild zu wählen, als ein Kieselstein-im-Teich-Szenario, sich immer weiter ausbreitende konzentrische Kreise in der Zeit. Zuerst werden wir als Individuen benannt, wir werden zu Mitgliedern einer Familie, die Familie ist in einem Viertel ansässig, das Viertel gehört zu einer Gemeinde und die Gemeinde zu einer Nation.

 

Individuen können sich sogar mit noch weiter gefassten Kriterien identifizieren, wie damit eine EuropäerIn zu sein usw., aber da internationale Beziehungen und Institutionen auf Basis von Nationalstaaten organisiert sind (einschließlich der EU, der Vereinten Nationen und dem Internationalen Gerichtshof), gibt es eine inhärente Begrenzung, eine Art Verschwinden für das Verstärken einer solchen erweiterten Identität. Nationalstaaten sind Loci der Macht und daran interessiert, diesen Platz zu erhalten. Um Souveränität an eine supra-nationale Körperschaft abzutreten ist ein politischer Willensakt nötig. Aus einem anderen Blickwinkel aus betrachtet sind auch die Kategorien etwas andere: individuelle Identität, Genderidentität, kulturelle Identität etc. Aus jeder dieser breiteren Kategorien lassen sich verschiedene Aspekte von Identität ableiten/ verleihen, jede dieser Kategorien ist aber einer gemeinsamen Dynamik unterworfen - die durch diese Aspekte definierte Identität wird von der Gruppe auferlegt und akzeptiert oder vom Individuum aktiv gesucht. Relevant ist hier die Tatsache, dass alle sozialen Aspekte von Identität Konstrukte mit zwei wesentlichen Elementen sind - dem der Eigenzuschreibung und der Zuschreibung durch andere. Ob Identität auf die eine oder andere Weise konstruiert wird, ist Resultat einer komplexen Interaktion und führt zu einer Grenzziehung, die eine Struktur von drinnen/draußen, Ausschluss/Einschluss vorgibt. Diese Grenzen mögen fließend sein, durchlässig und provisorisch - wenn man zum Beispiel Teil einer temporären Arbeitsgruppe wird - oder sie können quasi-dauerhaft sein, wie die Zugehörigkeit zu einer ethnischen Gruppe oder als BürgerIn eines bestimmten Staates. Die Dauerhaftigkeit ist aber oft nur eine relative. Nationalität lässt sich durch Emigration verändern - ob erzwungen oder nicht -, Identifikation lässt sich von einem Staat auf den anderen übertragen. Aber ethnische Zugehörigkeit ist ein Sonderfall. Du kannst deine Familie verleugnen; deine Familie kann dich verleugnen. Du kannst (versuchen) deine ethnische Zugehörigkeit oder ethnische Zugehörigkeit als einen wichtigen Teil deiner Identität zu verleugnen, aber wenn man das in einem Kontext tut, in dem sie sichtbar ist, braucht man dazu die Zustimmung und Toleranz der definierenden Gruppe. Das wiederum ist eine Frage der Macht.