Out of Austria

EXIT

 

Eine Frau sitzt auf einem archaischen dreibeinigen Stuhl und hält einen Strauß Lilien in ihren Armen. Vier Träger nähern sich. Wenn sie auch nur noch einen weiteren kleinen Schritt tun, verlassen sie ihren Bezugsrahmen. Sie werden aus einem imaginären Afrika, das aus schneebedeckten Bergen, endlosen Savannen, mit einem Hauch von Bananen besteht, heraustreten und sich auf einem unkrautbewachsenen Zementboden wieder finden, der von einer Mauerruine begrenzt wird. Aus einem Rahmen heraus, in einen anderen hinein. Weiter oben bemerkt man eine verdunkelte Türe, vielleicht ein Weg aus dem Bild ? Obwohl uns dies zuerst amüsieren mag, und uns an Ausflüge ans Meer erinnert, wo man sein Gesicht durch ein Loch stecken kann, um sich wahlweise als gebräunter Muskelmann, als badende Schönheit oder als Sandratte fotografieren lassen kann: gemalte Hintergründe haben in der Geschichte der Fotografie eine lange Tradition und kommen aus dem Theater und der Porträtmalerei. Sehr oft wurden sie eingesetzt, um entweder die formale Wirkung eines Porträts zu unterstreichen, oder um während des Fotografierens von anthropologischen Subjekten eine „natürliche“ Landschaft zu simulieren (ausgestattet mit Pflanzen und anderen Artefakten). Der Hintergrund besitzt ein hervorstechendes Charakteristikum: er beabsichtigt, von den Betrachtern der resultierenden Fotografie als echt anerkannt zu werden, eine Illusion, die durch genaue Rahmung und soziale Übereinkunft aufrechterhalten wird.

 

 

In Out of Austria diente als Modell für den Hintergrund, der Deckel eines Kinderbrettspiels aus den fünfziger Jahren. Die Träger sind in Stil und Detail der Darstellung der Landschaft angepasst. Dies reduziert sie zu signifiers und kontrastiert im Original mit der detaillierten Darstellung eines weißen, blonden, bärtigen Abenteurers, der mit einem Gewehr ausgestattet ist und einen Safarianzug trägt. Hier wird die Person der Künstlerin hervorgehoben. Er blickt uns an, sie nicht. So bricht der Stil des Hintergrunds und seine Platzierung das fotografische Gesetz von Kontinuität. Der Hintergrund changiert.

 

Einerseits scheint er Teil einer einheitlichen Bildillusion, andererseits Teil des eigentlichen Bildthemas zu sein. Die Übertretung der fotografischen Regel enthüllt so eine Regel der Übertretung, nämlich jener, welche den Trägern in ihrer Darstellung individuelle Identität nicht gestattet. Sie sind reduziert auf starke schwarzer Körper mit grinsenden Gesichtern. Der Inbegriff des „guten Eingeborenen“.
 
 

 

Es ist eine illusionäre Welt, die die Figur im Vordergrund betrachtet, die aber in unserer westlichen Kultur nach wie vor eine starke Präsenz hat. Die hölzerne Perfektion der künstlichen, bemalten Blumen, der rote Kolonialhelm, und das „afrikanische“ Gewand erinnern uns an die Kolo-nostalgie und die ethno-modischen Seiten unserer Konsumgesellschaft. Das Kleidungsstück hat aber noch eine andere Geschichte zu erzählen. Wir sind es gewöhnt auf unserer Freizeitkleidung Firmenlogos zu tragen, die auch unsere Autos verzieren; allgegenwärtig finden wir diese als Aufdrucke auf unseren Jacken, auf unserer Unterwäsche, und als endlos wiederholtes Muster auf Handtaschen und anderen Accessoires. Wir sind wandelnde Werbeflächen, und hoffen, prestigeträchtig oder zumindest modisch zu sein. Im Foto aber findet man eine beunruhigende Übereinstimmung. Das Logo verleiht keine Auszeichnung und scheint gleichzeitig formal und improvisiert.