Im Kontext dieses Bildes kann man die geschlossenen Augen als eine Art Blindheit interpretieren, eine Einladung, sich der reinsten Form
des Voyeurismus hinzugeben - das Objekt ist sich der Beobachtung nicht bewusst, wehrlos. Doch je länger man das Bild betrachtet, desto mehr wird
man sich seiner selbst bewußt und der persönlichen Charakteristik des eigenen Blicks. Im Gegensatz zu einer realen Situation wie dieser, in
der sich die beobachtete Person des Beobachters nicht bewusst ist, scheint der Ausdruck der Frau ein bestimmtes Wissen anzudeuten. Auch wenn die Spiegel
der Seele hier verschleiert sind und wir mit dieser Ambivalenz leben müssen, so schützt Fatimas Hand die Trägerin in jedem Fall vor verletzenden
Blicken.
Das letzte Bild dieser Gruppe von Arbeiten ist Shangri-La, das man auch im Kontext der obigen Diskussion über Tourismus,
Stereotype und imaginäre Geographien lesen kann. Was die Werkgruppe, in größerem oder kleinerem Ausmaß, zu tun scheint, ist was
wir in der Realität nie tun können - die Vergangenheit in der Gegenwart fotografieren. |
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Hier
wird angedeutet, dass Bilder, die Stereotype aktivieren so etwas wie „statische“ Bilder sind, erfüllt von einer ahistorischen Ruhe, die nur der
FotografIn und kulturellen Zeitgenossen ersichtlich sind. Das Beharren, dass viele andere Kulturen „so sind wie in altertümlichen Zeiten“, „biblisch“ und
so weiter enthüllt nicht nur Metaphern, sondern auch kulturelle Anweisungen. In dieser Denkweise kann eine Fotografie also ein Bild der Vergangenheit
sein, ein fotografischer Blick zurück in die Geschichte, in gewisser Weise eine Ergänzung
zur eigenen Datierung. Durch die Re-Präsentation von Aspekten, Objekten und Menschen nach Fotos in der anthropologischen Tradition, untersucht
Ponger ihre derzeitige Bedeutung und anhaltende Macht wie auch die Funktion der Fotografie in diesem Kontext. |