Dies
beinhaltete Maßstäbe und Hintergrund-Rasterungen, die gemeinsam mit den nackten menschlichen „Exemplaren“ fotografiert wurden. Um diese Art
von Standardisierung zu erreichen, war man angehalten, detaillierten Instruktionen
zur Positionierung der zu untersuchenden Subjekte zu folgen. Es sollte eine Profil- und eine Frontalaufnahme gemacht werden. Die Subjekt sollte ganz
gerade stehen, Fersen geschlossen, und den „rechten
Arm ... horizontal ausgestreckt halten, Handfläche zur Kamera gewendet“. Darüber hinaus sollten weiblichen „Exemplare“ so platziert
werden, dass die Sicht auf die „Konturen
der Brüste, die bei manchen Rassen sehr charakteristisch sind“, nicht verstellt wird. Menschliche Exemplare, losgelöst von jeglichem
Bezug zu Kultur, Ort oder Zeit. Der Körper wird für die Kamera modelliert und gleichzeitig vereinnahmt. Obwohl tausende Aufnahmen angefertigt
wurden, funktioniert das System nicht, da die Kamera perspektivisch sieht. Es ist unmöglich, durch diese Methodologie ein objektives Messverfahren
zu entwickeln, und das Unternehmen hat nur im Zusammenhang mit der Frage Bedeutung, wer wen vermisst und warum. Was hier tatsächlich vermessen wurde,
war das koloniale Machtdifferential; wie man die Anderen in die Pyramide der Macht einordnete, an deren Spitze der weiße, männlichen Angelsachsen
stand. Trotz der Sinnlosigkeit des Systems wurden weiterhin quasi-wissenschaftliche Fotografien - ohne Raster und Maßstab - gemacht.
Die mit einem Hennastern bemalte Hand - verwandelt in eine Geste - zeigt die Handfläche, wie angewiesen. Für eine EuropäerIn
ist dieser Stern besetztes Territorium: Ein Stern, um die „wandernden Juden“ zu leiten? |
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Oder der Todesstern aus einer jüngeren filmischen Geschichte? Ein jüdischer Stern auf einer arischen Hand? Ein Chakrasymbol
auf einer indo-österreichischen Hand? Indogermanisch. Jüdisch-christlich. Die Begriffe sprechen von Ursprüngen, die wir aus unseren Mythen
gelöscht haben, Kategorien, die miteinander verknüpft sind, eine linguistische Widerlegung ethnischer Säuberungen. Des-Orient-ierung.
Die rätselhafte Struktur dieses Porträts suggeriert eher die Wiedererlangung der Macht, als die Unterwerfung. Eines ist allerdings sicher:
selbst mit geschlossenen Augen kann kann die Porträtierte an uns Maß nehmen.
Zentral für diese gesamte Konfiguration ist der westliche Blick, der durch sein Alter Ego, die Kamera, darauf besteht, überall
zu sein, alles zu sehen und es entsprechend vorbestimmter kultureller Kategorien zu registrieren. In
vielen Kontexten kann dieser Blick, der völlig
schamlos alles berührt, als aufdringlich und voyeuristisch empfunden werden von denen, auf die er sich richtet. Geschlossene Augen kennzeichnen
häufig den Tod oder Schlaf, gesenkte Augen Vertrauen und/oder Unterwerfung. In dieser Serie sehen wir ganz offensichtlich lebendige Menschen und
ihre Augen sind nicht in Unterwerfung geschlossen, sondern vielleicht ganz einfach in Ablehnung. Die Geste ist ambivalent und ihre Ambivalenz zeigt sich
nirgends deutlicher als in der optischen Heraufbeschwörung des Jagens, des Sammelns und des Ausstellens in Meet Me in St. Louis, Louis.
Der Titel stammt von einem bekannten
Lied, aber aus dem Kontext geht auch klar hervor, dass es eine Referenz
auf Menschen in Ota Bengas Position gibt. |