M[eine M]igration oder geistige Migrationen

EXIT

 

Für Ponger sind die subjektiven Wirklichkeiten und die Vielfalt der Porträtierten (sich selbst mit eingeschlossen) ein Element im Zentrum ihrer Arbeit, in der es um die Bilder der verschiedenen Kulturen geht, die nicht zu verwechseln sind mit den Kulturen selbst.

 

 

Als weiße, westliche EuropäerInnen haben die Dargestellten, und so auch wir, die Möglichkeit, Fantasien und Wünsche zu externalisieren, zu verwirklichen und sie, wenn schon nicht akzeptiert so doch toleriert zu wissen. Ein Gedankenexperiment: Was hielten wir von einem echten Äthiopier, Jamaikanerin oder Peruanerin, würde sich eine von ihnen als Schotte, Engländerin oder Österreicherin verkleiden? Für uns sind Nicht-Weiße nicht nur RepräsentantInnen ihrer eigenen Kultur, sondern zu allererst RepräsentantInnen ihrer Hautfarbe, selbst wenn sie in Europa geboren und im Besitz eines österreichischen, englischen oder französischen Passes sind. Wieder müssen sie unsere (kulturellen) Lasten tragen, die ihnen die Geschichte der Rassenhierarchien, die auf Stereotypen aufbauen, auferlegt hat, auf visuellen Beobachtungen und automatischer (falscher) Kategorisierung und Klassifizierung.

Alle Porträtierten sind also aus Wien, und haben für sich selbst eine zweite, oder neue Identität angenommen. Die Beduinenfrau beispielsweise hat sich innerhalb der von ihr konstruierten Kultur, die ihr faszinierend erscheint, die Freiheit genommen, sogar einen Schritt weiter zu gehen. Sie wechselt nicht nur ihre Kultur, sondern auch das Geschlecht. Scheinbar eine Frage der Wahl, ist es ebenso eine Frage von Macht.