The Big Game

EXIT

 

In dieser seltsamen und ironischen Re-Inszenierung von Geschichte ist die gesamte Klischeeausstattung vorhanden: vom Löwenfell auf dem Fußboden bis zum Gewehr, das an einem mit Moskitonetzen verhangenen Bett lehnt. Dieser Hintergrund aktiviert unsere unsichtbaren Untertitel, die von kolonialistischen Nostalgien erzählen. Doch wird der Impetus in diese Richtung ziemlich schnell aufgehalten, spätestens dann, wenn wir die anderen Gegenstände betrachten und den allgemeinen Tonfall dieses Porträts wahrnehmen. Die mit Fellen bedeckten Kissen, die Laken, die Teekanne und die Schalen sind mit Reproduktionen von Tierhäuten dekoriert. Wenn man der Jägerin ansichtig wird, die uns scheinbar eine Musterkollektion von ähnlichen Tierhaut-Substituten offeriert, verschiebt sich die Bedeutung des Bildes. Die erste Ebene imperialer Wirklichkeit wird zu einem nostalgischen Hintergrund transformiert, um sich dann wieder als moderne Verkaufsstrategie zu fokussieren. In seiner Selbstparodie zehrt das Bild von sich selbst und annulliert damit einen Teil seiner eigenen Abbildung.

 

Auf formaler Ebene ist das nichts Neues, doch es ermutigt Reflexionen über die Natur des neo-liberalen Kapitalismus, der versucht, das Produkt von seinem Ursprung und den Produktionsbedingungen zu trennen und dann von der Realität; verkauft wird letztendlich nur ein Abbild dieses Produkts. Lässt sich die Ware nicht verkaufen, ändert man das Image und nicht das Produkt. Nicht länger akzeptabel mit dem authentischen Gegenstand Handel zu treiben, verkauft man seinen Ersatz mit Hilfe des Images des authentischen Produkts, ohne negative Implikation. Das Image aufräumen. Die Geschichte aufräumen. Einkaufen bis zum Umfallen.

 

 

 

 

In The Big Game können Gewehr und Kamera noch auf eine andere Weise in Bezug zueinander gesetzt werden. Viele weiße Jäger verwendeten nicht nur eine Feuerwaffe, sondern auch einen Fotoapparat, diesen allerdings nicht als Alternative. Kamera und Gewehr gaben oft gleichzeitig ihren Schuß ab, das Resultat war dann ein Porträt der Trophäe. Eine Doppeltrophäe, ein verdoppeltes memento mori. Was die Kamera nicht zeigte, ist die Geschichte der Aneignung einheimischer Jagdrechte durch weiße Jäger. Die Rechtfertigung dafür basierte auf dem Argument, dass die Einheimischen ohnehin ‚keinen sportlichen Instinkt‘ besäßen, und nur aus ‚Liebe zum Fleisch, oder aus Lust am Töten‘ der Jagd nachgehen würden. Die Suche nach Nahrung allein scheint natürlich ein ziemlich ungebührliches Motiv für einen Jäger zu sein.